RKI-Studie vom 8.2.2021 zu reiseassoziierten Covid19-Fällen in 2020
(Erotravel Reiseblog) Frust und Lust, Resignation und Hoffnung – so gemischt sind derzeit die Gefühle der Touristik-Branche. Die vor wenigen Tagen veröffentlichte Studie des Robert-Koch-Institutes (RKI) bezüglich der Frage „Sind Urlauber Corona-Infektionstreiber?“ und dem Thema „Erhöht sich das Pandemie-Risiko durch Reiserückkehrer signifikant?“ passt genau in dieses Bild, denn die klare Antwort lautet: JEIN !
Urlaubsreisen bzw. private Reisen wurden in letzter Zeit immer wieder kritisiert. Zuletzt gab es sogar von hochrangigen Politikern die Forderung nach einem Verbot solcher Reisen. Die RKI-Studie stützt diese Kritik jedoch nur bedingt. Bei genauer Betrachtung stellt sich nämlich schnell heraus, dass die Frage „Sind Urlauber Corona-Infektionstreiber?“ nur differenziert zu beantworten ist.
Doch woher kommt eigentlich diese Kritik?
Das Corona-Infektionsgeschehen im 2. Halbjahr 2020
Nach dem Abklingen der 1. Welle bis Juni stiegen die Infektionszahlen im Juli und August wieder an. Der Grund war die Aufhebung der weltweiten Reisewarnungen und der Start der Sommerferien. Vermehrt waren daher Infektionen zu verzeichnen, die aus dem Ausland nach Deutschland gebracht wurden. Das RKI nennt dies „reiseassoziierte Covid19-Infektionen“ und rechnet einen Anteil von bis zu 48 % der Neu-Infektionen den Auslandsaufenthalten zu. Mitte/Ende September lag dieser Anteil wieder bei knapp 9%.
Hinzu kommt jedoch, dass im Sommer aufgrund der neuen Einreisebestimmungen (inkl. des Angebotes von kostenlosen Tests an Flughäfen) überdurchschnittlich viele Reiserückkehrer getestet wurden. Und daraus folgt bekannterweise: Wo viel (mehr) getestet wird, erhöht sich auch die Anzahl der positiven Tests in Relation zu den weniger getesteten Nicht-Urlaubern.
Schnell waren die Reisenden als Pandemie-Treiber ausgemacht und wurden entsprechend „verfolgt“. Doch dies stellt sich nun als zu einfach heraus, spielen doch mehrere Faktoren eine Rolle, nämlich:
- In welchem Land habe ich den Urlaub verbracht ?
- Wie habe ich den Urlaub verbracht ?
- Wie habe ich mich an die geltenden Corona-Regeln gehalten ?
Faktoren für die Frage: Sind Urlauber Corona-Infektionstreiber ?
Die RKI-Studie hat u.a. festgestellt, dass der Anteil von infizierten Einreisenden aus dem Kosovo (4369 Fälle), Kroatien (3903) und der Türkei (3131) deutlich höher war als z.B. bei Rückkehrern aus Spanien (1069), Frankreich (760) und den zahlenmäßig noch darunter liegenden „Klassikern“ wie Italien oder Griechenland.
Eine weitere Rolle spielte selbstverständlich die Frage, wie man den Urlaub verbracht hat… mit Einhaltung der Corona-Regeln oder nicht? Mit viel Kontakt zu Einheimischen oder nicht, mit wilden Partys und direktem Kontakt zu anderen oder nicht? Die prozentual höchste Rate wurde bei Saisonarbeitern und Menschen mit Migrationshintergrund ermittelt. Diese waren häufig auf Familienbesuch „zu Hause“ und hatten dadurch bedingt einen engeren Kontakt zu anderen Menschen als z.B. All-inkl. Urlauber, die die meiste Zeit in einem Hotel/Resort mit Hygiene- und Abstandsregeln verbracht haben. Dies wird auch durch die Tatsache gestützt, dass sich im Sommer vermehrt Menschen mittleren Alters und sogar Kinder infiziert haben.
Der klassische Pauschalurlaub war also laut RKI wohl nicht der Infektionstreiber und es ist auch nicht ermittelbar, wie stark die Sommerferien-Welle die dann ab ca. Oktober angelaufene zweite große Corona-Welle beeinflusst hat. Fakt ist jedoch, das in Relation die Sommer-Zahlen nur noch eine marginale Rolle spielen.
Diese 2. Welle hat nun die gesamte (private) Reisetätigkeit nahezu zum Erliegen gebracht und die Aussicht auf eine schnelle Erholung ist nicht in Sicht. Die großen Reiseunternehmen präsentieren nach und nach schlechte Zahlen (wie zuletzt Fritz Joussen von TUI) und verweisen mit Optimismus auf die kommenden Monate. „Wir werden bald wieder 80 Prozent der Reisen anbieten, die wir vor der Krise im Programm hatten“, sagte der oberste Manager von Europas größtem Ferienanbieter. Dafür sorgt aus seiner Sicht das zuletzt deutlich gestiegene Interesse an Buchungen: „Die Kunden wollen reisen und dank ihrer hohen Ersparnisse können sie sich das auch leisten.“ (Quelle: wiwo.de)
Wichtigkeit von Corona-Tests bei Reiserückkehrern
Diese Hoffnung geht einher mit der zunehmenden Zahl geimpfter Menschen und mit der Akzeptanz der Corona Tests, wie auch Lufthansa Chef Carsten Spohr kürzlich erklärte. Auch die RKI-Studie bestätigt dies. Der Impfstoff sorgt für die Erholung und der Test für eine bessere Nachvollziehbarkeit bei Infektionen. Und diese sei bei wieder steigender Reisetätigkeit existenziell wichtig, denn nur so könne eine unkontrollierte Verbreitung aufgrund von reiseassoziierten Infektionen verhindert werden.
Unser Fazit: Die RKI-Studie unterstreicht eindrucksvoll, dass die Urlauber nicht pauschal als Verursacher für das derzeitige Infektionsgeschehen verantwortlich gemacht werden können… schon gar nicht diejenigen, die in den „klassischen Urlaubsregionen“ ihren normalen Sommerurlaub verbracht haben. Eine schnelle Erholung in den nächsten ein bis drei Monaten ist nicht zu erwarten, danach ist jedoch mit einer Entspannung zu rechnen und daher steht einem Sommerurlaub unter Einhaltung der Corona-Regeln nichts im Wege. Die Notwendigkeit von Tests bei der Einreise wird jedoch unterstrichen.
Wir sind gespannt, ob und wie die neuen Schnelltests sowie die zunehmende Impf-Quote dabei eine Rolle spielen und sind optimistisch, dass ab Juli/August eine deutliche „Entspannung“ zu verspüren ist. Erotik-Reisen & Resort-Urlaub sind in 2021 möglich, dürften aber teilweise noch mit Restriktionen verbunden sein.